Mit Siegfried Kracauer hat sich ein Philosoph in die Reihen der Journalisten begeben, und das war ein ausserordentlicher Glücksfall. Wie kaum ein anderer der Zunft stellte er sich dem Grundproblem allen journalistischen Tuns – der Frage nämlich, was Wirklichkeit sei und wie sie darstellbar wäre. Er war überzeugt, dass sich die Wirklichkeit in flüchtigen Oberflächenphänomenen zeigt, dass diese jedoch lediglich eine Ausprägung verborgener, tieferliegender Strukturen und Kräfte sind. Diese zu entschlüsseln war sein Streben.
Kracauer entwickelte in den 1920er und frühen 1930er Jahren als Redakteur im Feuilleton der 'Frankfurter Zeitung' eine eigenwillige und wie sich schnell zeigte, sehr fruchtbare journalistische Methode. Sie basiert auf einem anschmiegenden Denken, das nicht von einer theoretischen Warte auf die Dinge hinabsieht, sondern das umgekehrt seine Einsichten in engster Tuchfühlung mit dem Material gewinnt und sie durch die Dinge hindurch zur Darstellung bringt.
Diese Studie untersucht die philosophischen Grundlagen von Kracauers Journalismus, seine Absichten und Strategien der Wirklichkeitsdarstellung, und konfrontiert die kracauersche Konzeption mit dem Journalismus von heute. So führt dieses Buch aus der Zeit der Weimarer Republik mitten in die Aktualität hinein.
Buch, broschiert
Seitenzahl: 302
ISBN: 3-8260-2462-1
Erscheinungsdatum: 2003
Verlag: Königshausen & Neumann, Würzburg
Preis: CHF 42.00